Kai – oder: Das Tinderdate, seine Ex und ich

Unsere erste Verabredung fiel ins Wasser, er hatte am Abend zuvor zu tief ins Glas geschaut und den halben Tag verpennt und auch ich hatte ehrlich gesagt keine Lust auf ein Tinderdate.
Eine Woche später war ich mit Freundinnen auf einem Straßenfest unterwegs.
Wir tranken viel und so war es nicht verwunderlich, dass ich gegen 18 Uhr schon wirklich sehr betrunken war.
Ich wusste von unseren Gesprächen, dass auch Kai dort sein würde, aber ich machte mir nicht wirklich Hoffnungen ihn zu sehen, denn es waren wirklich viele Menschen anwesend.
Er rief mich dann tatsächlich auch an, aber da die Verbindung immer wieder abbrach konnte ich kein Wort verstehen.
Ich schrie ins Telefon wo wir genau waren und schickte ihm per WhatsApp noch meinen Standort zu.
Es dauerte tatsächlich noch ein paar Stunden, bis wir uns dann endlich gegenüber standen.
Gut für mich, denn so konnte ich ein wenig ausnüchtern und musste ihm nicht vollkommen betrunken entgegentreten.
Wenn ich Kai beschreiben müsste, dann wäre es wohl: groß, braune Knopfaugen, süßes Lächeln, fast wie ein Teddybär!
Er betonte die ganze Zeit, wie positiv überrascht er war und das ich noch hübscher sei, als auf den Bildern die ich bei Tinder hätte.
Er hatte noch ein paar Freunde dabei und so liefen wir alle gemeinsam über das Straßenfest.
Als es langsam kälter wurde, gingen wir Richtung Bahnhof und Kai schüttelte, ja ihr habt richtig gelesen, schüttelte meine Hand zum Abschied.
Ich war verwirrt, hatte ich dieses ganze Treffen falsch gedeutet…?
Zur Begrüßung eine Umarmung und jetzt nur ein läppischer Handschlag?
Ich hatte zwei Möglichkeiten, entweder ging ich mit meinen Freundinnen jegliches Szenario durch wieso er sich gerade so verhalten hatte oder ich konnte zum Telefon greifen und ihn einfach direkt fragen – was hatte ich zu verlieren?
Er freute sich total über meinen Anruf, denn auch er hatte sich die selben Fragen über das Ende des Abends gestellt.
Ich war betrunken, ich fand ihn nett und so schlug ich vor den Abend bei ihm ausklingen zu lassen.
Zuhause bei ihm angekommen, erfuhr ich dass er zwölf Jahre lang in einer Beziehung und seit wenigen Monaten Single war.
Obwohl er mir versicherte, dass er auf der Suche nach etwas Festem war, schob ich ihn in Gedanken schon in die „Sex only“ Box.
Ich hatte nämlich keine Lust den Lückenfüller zu spielen, denn kein Mensch konnte eine solch lange Partnerschaft in wenigen Monaten verarbeiten.
Eins führte zum anderen und ehe ich mich versah, lagen wir auf seinem Bett.
Ich weiss nicht, ob es daran lag, dass Kai seit 12 Jahren immer nur mit der selben Frau geschlafen hatte, aber dieser Mann fickte mich siebenmal ins Paradies!
Am nächsten Morgen, Kai war gerade unter der Dusche, hatte ich genug Zeit sein Schlafzimmer im Tageslicht zu betrachten.
Ich war geschockt und überrascht, dass sein gesamtes Schlafzimmer noch voll  mit Bildern von seiner Ex waren.
Seine Ex und er im Urlaub, seine Ex und er kuschelnd auf der Couch, Collagen mit Bildern aus glücklicheren Zeiten.
Ich zog mich an, blickte in das Gesicht seiner Ex und flüsterte: „Siebenmal…“

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